[…] Für ein glücklicheres und einfacheres Leben ist es gut, sich nicht zu schnell in Panik versetzen zu lassen. Dazu sollten Sie 3 Grundsätze kennen:
1. Das Lenkrad-Phänomen
Menschen neigen dazu, von ihnen selbst beeinflussbare Risiken zu unterschätzen. Bestes Beispiel: Das gefährlichste Verkehrsmittel, das Auto, wird vom Risikoträger selbst gesteuert. Wenn ein deutscher Autofahrer sein Gefährt besteigt, traut er sich wie selbstverständlich zu, nicht zu den 20 Verkehrstoten dieses Tages zu gehören. Man stelle sich vor, ähnliche Todeszahlen gäbe es im Bahnverkehr – kein Mensch würde mehr einen Zug besteigen!
Ähnlich funktioniert es beim Rauchen: Wer sich eine Zigarette anzündet, hat im übertragenen Sinne das Lenkrad in der Hand, denn das Nikotinstäbchen wurde ihm ja nicht aufgezwungen. Der Zusammenhang von Lungenkrebs und Rauchen ist zwar evident, aber beim Lenkrad-Phänomen dreht sich die Beweislast um: Solange es 96-jährige Raucher gibt, bleibt ein Hoffnungsschimmer, heil davonzukommen.
Anti-Panik-Technik: Machen Sie sich Ihren eigenen Anteil an Ihrem Überleben klar. Seien Sie dankbar, dass Sie vorsichtig sind in Haushalt, Freizeit und Straßenverkehr.
2. Die Passiv-Panik
Umgekehrt werden nicht beeinflussbare Risiken überschätzt und in den Medien entsprechend überproportional hervorgehoben. […] Über tödliche Unglücke im Straßenverkehr wird nur in Ausnahmefällen berichtet (vorzugsweise Unfälle von Reisebussen, bei denen die Opfer passive Passagiere waren).
Anti-Panik-Technik: Auch wenn es Ihnen makaber vorkommen mag – wägen Sie Sterbezahlen gegeneinander ab. In Deutschland sterben pro Jahr rund 800.000 Menschen, davon etwa 30.000 durch Alkohol, 12.000 durch Selbstmord, 7.000 durch Stürze. Todesfälle durch Asbest, Strahlenschäden, Gentechnik und vieles andere, was den Fernsehzuschauer beunruhigt, spielt so gut wie keine Rolle.
3. Das Konnex-Prinzip
Die Berichterstattung der Massenmedien kann wie mit einem Vergrößerungsglas ein Einzelphänomen in den Mittelpunkt rücken. […] Eine der bizarrsten Verknüpfungen passierte im Fall BSE und führte zu beispiellosen Auswirkungen. […] Ein schlüssiger Zusammenhang der wenigen CJK-Opfer mit BSE konnte nie erbracht werden, aber das Konnex-Prinzip der Berichterstattung verknüpfte die 3 Phänomene miteinander. Wer den Zusammenhang anzweifelte, wurde als Verharmloser abgestempelt.
Anti-Panik-Technik: Stellen Sie Zusammenhänge prinzipiell infrage. Machen Sie sich klar, dass immer nur ein winziger Teil aller möglichen Risikofaktoren in der Öffentlichkeit weite Verbreitung findet. Warum beunruhigen die unveröffentlichten niemanden?
Zum vertieften Weiterlesen: Walter Krämer und Gerald Mackenthun, Die Panik-Macher. Piper Verlag, München 2001. ISBN 3-492-04355-0.